Bor (B) – Das Halbmetall mit besonderen Eigenschaften

Allgemeines

Bor ist ein chemisches Element mit dem Symbol B und der Ordnungszahl 5. Es gehört zu den Halbmetallen (Metalloiden) und steht im Periodensystem in der 3. Hauptgruppe (Borgruppe) sowie in der 2. Periode. Damit befindet es sich zwischen den Metallen und Nichtmetallen und weist Eigenschaften von beiden auf. Reines Bor ist ein dunkelgraues, sprödes, kristallines Element, das elektrisch schlecht leitet, aber bei hohen Temperaturen eine höhere Leitfähigkeit zeigt.

Entdeckung und Vorkommen

Bor wurde im Jahr 1808 unabhängig voneinander von Joseph Louis Gay-Lussac und Louis Jacques Thénard in Frankreich sowie von Humphry Davy in England entdeckt. In der Natur kommt Bor nicht elementar, sondern nur in Verbindungen vor – vor allem als Borate und Borsäuren. Bedeutende Mineralien sind Kernit, Borax (Natriumtetraborat), Ulexit und Colemanit.
Die größten Borvorkommen befinden sich in Türkei, USA (Kalifornien), Argentinien, Chile und Russland. Die Türkei besitzt rund 70 % der weltweiten Borreserven.

Physikalische Eigenschaften

Bor besitzt eine sehr hohe Härte und ist chemisch äußerst widerstandsfähig. Es ist schwer schmelzbar und kann Temperaturen von über 2000 °C aushalten, ohne sich zu zersetzen. Seine Struktur besteht aus komplexen Bor-Atomanordnungen (Ikosaedern), die für seine Stabilität verantwortlich sind.

Chemische Eigenschaften

Bor ist ein nichtleitendes, aber reaktionsfähiges Element, besonders bei hohen Temperaturen. Es reagiert mit Sauerstoff zu Boronoxid (B₂O₃) und mit Halogenen zu Borhalogeniden. Mit Metallen kann es Boride bilden, die sehr harte und hitzebeständige Verbindungen sind.
Ein Beispiel:

2B+3O2→2B2O32B + 3O_2 → 2B_2O_32B+3O2​→2B2​O3​

In wässriger Lösung reagiert Bor meist in Form von Borsäure (H₃BO₃) oder Boraten, die in vielen industriellen und chemischen Anwendungen wichtig sind.

Verwendung

Bor und seine Verbindungen werden in vielen technischen Bereichen genutzt:

Biologische Bedeutung

Bor ist für Pflanzen ein lebensnotwendiges Spurenelement, da es an der Bildung von Zellwänden, der Blütenentwicklung und der Fruchtbildung beteiligt ist. Ein Bor-Mangel kann zu Wachstumsstörungen führen. Für Menschen und Tiere ist Bor in kleinen Mengen nicht schädlich und könnte sogar eine Rolle im Knochenstoffwechsel spielen, doch ein Überschuss ist giftig.

Gefahren und Umweltaspekte

Borverbindungen gelten in geringen Mengen als unbedenklich, können jedoch in höheren Konzentrationen toxisch wirken. Besonders in Gewässern kann eine zu hohe Borbelastung schädlich für Wasserpflanzen und Mikroorganismen sein. Daher wird die Verwendung von Boraten in Waschmitteln zunehmend reguliert.

Fazit

Bor ist ein vielseitiges und faszinierendes Halbmetall, das zwischen den Eigenschaften von Metallen und Nichtmetallen steht. Aufgrund seiner chemischen Stabilität, hohen Temperaturbeständigkeit und vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten spielt es in der Industrie, Technik und Naturwissenschaft eine bedeutende Rolle. Obwohl es in der Natur selten elementar vorkommt, ist seine Bedeutung für Technologie und Umwelt groß.